Tuesday 2¢: Informationen gibt es billig und reichlich – Kontext, Bedeutung und Zeit aber nicht

In einer Welt, in der Informationen frei und reichlich verfügbar sind, sind Kontext und Bedeutung tatsächlich mehr von Wert denn je, aber die Währung dieses Wertes ist Zeit.

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Ian Truscott4. September 2018
  • Digital Marketing
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Wilkommen beiTuesday 2¢. Es ist Dienstag - das Wochenende nur noch eine vage Erinnerung - und es ist an der Zeit, in unserem Blog etwas Dampf abzulassen und unsere bescheidene Meinung über ein aktuelles Thema der Branche kundzutun. Diese Woche lässt Ian Truscott Informationen zu Gunsten von Kontext, Bedeutung und vor allem Zeit außen vor.


Dieser Post wurde von einem Artikel inspiriert, den ich gerade in den MarketingTech News gelesen habe – The new publishing economy: how platforms will shape the industry in 2018. Das ist eine anständige Lektüre, in der beschrieben wird, wie der Daily Telegraph seit 25 Jahren mit dem Internet herumhantiert. Im Titel des Artikels wird zwar wie von so vielen Leuten heute im Verlagswesen von Plattformen gesprochen, für mich war aber im Wesentlichen interessant, was dort über die Unverzichtbarkeit von Kontext gesagt wurde.

Besonders in diesem Satz:

„...die schlichte Wahrheit, dass dort, wo reine Informationen billig und reichlich zu haben sind, sind Kontext und Bedeutung wertvoller denn je.“

Grund für diese Aussage war WIREDs Entscheidung zur Einführung einer Paywall, die sie hier begründen und so eröffnen:

In der ersten Ausgabe von WIRED, die vor 25 Jahren veröffentlicht wurde, erklärte der Gründungsredakteur Louis Rossetto, dass „im Zeitalter des Informationsüberflusses Bedeutung und Zeit der ultimative Luxus seien.“

Sie verstehen sicher, warum jemand, der seine Qualitätsinhalte zu Geld machen möchte, diese als den „ultimativen Luxus“ bezeichnen würde, um sie vom Gratismüll und den halbgaren Meinungen (wie meiner), mit denen sie im Wettbewerb stehen, abzugrenzen. Rossetto hat zwar recht damit, den Kontext mit solch glühenden Worten zu beschreiben, meiner Meinung nach ist der ultimative Luxus jedoch Zeit.

Die Bedeutung und der Kontext, aus denen Verleger wie das WIRED-Magazin Inhalte basteln (oder jede Publikation, die in Journalisten investiert, damit diese recherchieren und Qualitätsinhalte schreiben), sparen uns, den Konsumenten der Inhalte, Zeit.

Falls Sie sich für ein Thema interessieren, über das WIRED berichtet, können Sie sich sicher sein, dass der Artikel gut recherchiert und ordentlich geschrieben sein wird. Wenn Sie ein Fan sind und Ihnen gefällt, was es über Sie aussagt, dass Sie ein WIRED-Leser sind, dann identifizieren Sie sich mit der Zeitschrift und können beruhigt sein, dass diese stets für Leute wie Sie geschrieben wird.

Vielleicht werden Sie fröhlich daraus zitieren und den Content in den sozialen Medien teilen, so wie wir früher ein Print-Magazin auf unseren Kaffeetischen liegen hatten, um ein Statement zu machen, wenn Gäste kamen. Wir teilen Dinge, von denen wir denken, dass Menschen wie wir sie mögen und dass sie uns gut aussehen lassen.

Diese Informationen selbst zu suchen, sich durch Mist und Meinungen zu wühlen, um einen Blickwinkel zu finden, der Ihnen gefällt, dem Sie zustimmen, an den Sie glauben und den Sie mit Freunden teilen würden, würde Sie Zeit kosten. Ein WIRED-Leser zu sein bedeutet Teil einer Gemeinschaft zu sein. Aber um eine Community mit Leuten zu finden, die man mag, muss man Zeit investieren.

Natürlich geht es bei der Leseerfahrung eines Magazins nicht ums „Finden“. Es geht um die glückliche Fügung Inhalte angeboten zu bekommen, von denen Sie nichts wussten, von denen Sie aber denken, dass Sie sie mögen werden. Sie vertrauen darauf, dass WIRED Ihnen etwas Interessantes bieten wird, mit dem Sie vielleicht 15 Minuten Wartezeit oder ähnliches überbrücken können.

Es spart Ihnen Zeit, darauf zu vertrauen, dass WIRED solche Inhalte bietet. Warum 15 Minuten verschwenden, um durchs Internet zu stöbern und auf eine annehmbare Ablenkung zu hoffen, wenn ein Artikel von WIRED alles bietet, was man braucht? Sie werden jedoch nur glauben, dass WIRED Ihnen Zeit spart, wenn der Content Bedeutung und Kontext hat – besonders, wenn WIRED Ihren Kontext versteht.

Für den Kontext des Lesers zu schreiben ist eine Herausforderung und die größte Herausforderung besteht nicht immer darin, den Leser zu verstehen, sondern die Disziplin zu haben, diesem Verständnis treu zu bleiben.

Oft muss man, um einer Leser-Community zu gefallen, eine andere vernachlässigen. Die bloße Tatsache, dass jemand das, was Ihren Content unterscheidet, wirklich mag, bedeutet, dass einem anderen dieser Unterschied nicht gefällt. Wenn Sie aber darauf abzielten, sich mit Ihrem Content schlicht in der Mitte dieser beiden Meinungen zu platzieren, würden Sie weder den Kontext des einen noch des anderen bedienen. Keiner der beiden würde Sie mögen und mit Ihren undifferenzierten Inhalten würden Sie deren beider Zeit verschwenden.

Mir ist klar, dass dieser Post (um ehrlich zu sein, nicht absichtlich, da ich weder einen Einblick in diese Zeitschrift noch eine Verbindung zu ihr habe) sich sehr auf WIRED konzentriert hat. Wenn wir jedoch zum Anfang zurückkehren, erhalten Sie ein wahres Verständnis des Leserkontextes, auf den WIRED abzielte, als die Zeitschrift in Rosettos Manifest gegründet wurde, das wirklich in voller Länge gelesen werden sollte, aber Zeilen enthält wie diese:

„...weil die Computer-„Presse“ zu beschäftigt ist, um Bedeutung oder Kontext SOZIALER VERÄNDERUNGEN zu diskutieren, da sie die neuste PCINFOCOMPUTINGCORPORATEWORLD-Wiederholung ihres Anzeigenverkaufsformelplusteilekatalogs heraus leiert...“

Das ist eine sehr zweckmäßige Absichtserklärung darüber, für wen WIRED geschrieben wurde.

In einer Welt, in der Informationen frei und reichlich verfügbar sind, sind Kontext und Bedeutung tatsächlich mehr von Wert denn je, aber die Währung dieses Wertes ist Zeit.

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Ian Truscott
Ian Truscott schafft als Marketing-Leader mit Leidenschaft ART (Awareness, Revenue und Trust) für B2B Softwareunternehmen und ist ein Alumnus von censhare. Getrieben von dem Wunsch, eine gleichgesinnte Community zu verbinden und wirklich nützliche Inhalte zu teilen hat er Rockstar CMO gegründet, ein monatliches digitales Magazin, und unterstützt aktuell bei appropingo B2B Unternehmen mit seiner ART.

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